„Dieser Einsatz ist nicht selbstverständlich“

Die Bundestagsabgeordnete Saskia Esken besuchte in Bad Liebenzell ein Seniorenzentrum des ASB. Mit welchem Einsatz sich das Pflegepersonal dort um die Heimbewohner*innen kümmert, nahm die Calwer Abgeordnete mit großer Wertschätzung zur Kenntnis.

Saskia Esken, MdB, bei ihrem Besuch im ASB-Seniorenzentrum in Bad Liebenzell (Foto: Büro Saskia Esken, MdB)

Bad Liebenzell. Im Rahmen ihrer zahlreichen Besuche bei sozialen Einrichtungen in der Region Calw/ Freudenstadt hat die hiesige Bundestagsabgeordnete Saskia Esken zuletzt beim Seniorenzentrum „Alter Schulweg“ in Bad Liebenzell haltgemacht. In der vom Arbeiter-Samariter-Bund betriebenen Pflegeeinrichtung kam die SPD-Vorsitzende in einen engen Austausch mit den Heimbewohner*innen, dem Personal und den Betreibern.

Dass es auch im hohen Alter noch sportlich zugehen kann, bekam die Calwer Abgeordnete gleich zu Beginn ihres Besuchs zu sehen – und zu spüren. Esken reihte sich spontan in den Stuhlkreis der Seniorinnen und Senioren ein und ließ es sich nicht nehmen, die Sport- und Fitnessübungen mitzumachen. Körperliche Betätigung ist ein wichtiger Bestandteil im Alltag der Heimbewohnerinnen und Heimbewohner. Einfühlsam und mit Überzeugungskraft gelingt es dem Pflegepersonal in Bad Liebenzell, die Bewohnerinnen und Bewohner in Bewegung zu halten. Gerade im fortgeschrittenen Alter sei das für die Lebensqualität der Senior*innen wichtig.

Auch die Förderung der geistigen Fitness ist den Pflege- und Betreuungskräften des Seniorenzentrums ein großes Anliegen. Deshalb sind Ratespiele und anderweitige Quizformate ein fester Bestandteil im täglichen Programm für die Heimbewohner*innen. „Wir versuchen, wo es nur geht, unsere Heimbewohner im Kopf fit zu halten. Wenn die älteren Menschen regelmäßig abrufen, was sie irgendwo im Gehirn gespeichert haben, ist das ein großer Erfolg für uns. Es ist immer wieder erstaunlich, wie viele Gedichte und Sprichwörter dabei zusammenkommen“, berichtete eine Pflegekraft.

Dass Seniorenheime nicht grau und trist sein müssen, sieht man gerade in Bad Liebenzell. Landschaftlich idyllisch gelegen und mit hoher Aufenthaltsqualität können sich die Heimbewohner hier wohlfühlen und ihren letzten Lebensabschnitt in einem ansprechenden Umfeld begehen. Von der Einrichtung aus hat man beispielsweise einen direkten Blick auf die Burg Liebenzell. Dieses Panorama nahm sich ein künstlerisch begabter Heimbewohner als Inspiration für eines seiner Gemälde, welches er Esken bei ihrem Besuch überreichte. Die Abgeordnete zeigte sich beeindruckt von den künstlerischen Fertigkeiten und nahm das Geschenk dankend entgegen. Kunst und Kultur spielen auch sonst im Heimalltag eine wichtige Rolle. Die Seniorinnen und Senioren kommen regelmäßig zusammen, um sich beim gemeinsamen Liedersingen über den Tag auszutauschen. Und auch beim Singen von Weihnachtsliedern mit Esken wurde die geistige Gewandtheit durch die Textsicherheit bei den vielen Liedstrophen deutlich.

Beim Begehen der Einrichtung machte Einrichtungsleiter Tony Hornfeldt die Abgeordnete auf Kapazitätsprobleme aufmerksam. Die baden-württembergische Landesregierung hat schon im Jahr 2009 verordnet, dass es in der Dauerpflege im Wesentlichen nur noch Einzelzimmer geben darf. Den Heimträgern wurde dafür eine zehnjährige Übergangsfrist eingeräumt, doch auch seither gibt es zum Beispiel in der Kurzzeitpflege Ausnahmegenehmigungen für Doppelzimmer. In Bad Liebenzell wird die Einzelzimmerpflicht erfüllt, das Haus wurde erst 2023 eröffnet. Vor einer Herausforderung stehen jedoch ältere Pflegeeinrichtungen, auch vom ASB. Durch den Wegfall von Pflegeplätzen infolge der Umwandlung von Doppelzimmern in Einzelzimmer steht man dort vor finanziellen Problemen. Doch auch für die Bevölkerung wird die Reduktion der Pflegeplätze zu spüren sein.

In Bad Liebenzell sehe man, wie sehr sich die heutige Pflegekonzeption von früher unterscheidet, so Esken. Im „Alten Schulweg“ werden die Heimbewohner*innen in kleinere Wohneinheiten unterteilt. Diese verfügen zum Beispiel über eigene Wohnbereiche und Küchen. Für die Seniorinnen und Senioren sei es einfacher, beim Essen und anderen Aktivitäten in Kleingruppen aufgeteilt zu sein, wo man feste Ansprechpersonen habe. Auf dem Weg durch das Seniorenheim konnte sich Esken auch ein Bild von diesen Wohneinheiten machen. „Ich finde es wirklich vorbildhaft, mit welcher Intensität und mit viel Herzblut hier betreut wird. Wenn ich sehe, wie die Betreuungskräfte mit den älteren Menschen Weihnachtsplätzchen backen, geht mir das Herz auf. Dieser Einsatz ist nicht selbstverständlich und doch für unsere Gesellschaft so wertvoll. Das verdient besondere Anerkennung und verpflichtet gleichzeitig die Politik, sicherzustellen, dass die Pflege die notwendige Anerkennung erfährt!“, so die SPD-Politikerin.

In einer Gesprächsrunde, an der auch Sabine Wölfle, Landesvorsitzende des Arbeiter-Samariter-Bundes in Baden-Württemberg teilnahm, kam die im Pflegesektor akute Problematik des Personalmangels zur Sprache. Auch in Bad Liebenzell tue man sich schwer, ausreichend Pflegefachkräfte zu finden. Erschwert werde die Personalrekrutierung auch durch Zeitarbeitsfirmen, die eine Konkurrenz zur Direkteinstellung der Pflegekräfte darstellen. Die Einstellung von Personal über Zeitarbeitsfirmen sei aber für die Heime wesentlich teurer. Über die Wichtigkeit ausländischer Pflegekräfte war sich die Runde einig. Esken wies darauf hin, dass Menschen im hohen Alter oftmals in ihre Muttersprache zurückfielen, obwohl sie fließend Deutsch sprächen. In diesen Fällen seien Pfleger*innen mit Migrationsgeschichte und ausländischen Sprachkenntnissen ein echter Vorteil, sagte Esken und stieß dabei auf Zustimmung.

Zuspruch erhielt die Calwer Abgeordnete auch für ihre Äußerung, der Pflegeberuf könne erfüllend sein. Die Bedingungen in der Pflege haben sich in den letzten Jahren gebessert. Dass der Beruf für viele Interessierte immer noch so unattraktiv erscheint, liegt auch an einer schlechten Außendarstellung. Positive Entwicklungen, wie zum Beispiel bei der Bezahlung, muss die Branche erfolgreicher nach außen tragen. „Das schlechte Image, das der Pflegeberuf immer noch hat, ist in vielen Punkten heute einfach nicht mehr zutreffend“, so die Abgeordnete.

Zurück

Kommentare

Einen Kommentar schreiben

Bitte rechnen Sie 9 plus 3.