BERLIN/ CALW/ FREUDENSTADT. Aus dem Homeoffice ihrer Berliner Wohnung führte die Bundestagsabgeordnete und SPD-Parteivorsitzende Saskia Esken am Montag eine einstündige Telefonkonferenz mit den Elternbeiratsvorsitzenden der Landkreise Calw und Freudenstadt: Mathias Fey (Landkreis Calw) und Jacqueline Forberg (Landkreis Freudenstadt). Die beiden Vorsitzenden zeigten sich dankbar und erfreut über das Gesprächsangebot der Politikerin, und sie hatten sich im Vorfeld mit Eltern, Schülerschaft sowie Lehrenden und Schulen über mögliche Fragen und Anliegen ausgetauscht.
„Die Unterschiede im Umgang mit der Corona-Schulschließung zwischen den einzelnen Schulen im Kreis Freudenstadt sind enorm: Die einen erstellen Stundenpläne für zuhause und stehen in intensivem Austausch mit den Schülerinnen und Schülern, die anderen schicken nur auf Nachfrage Materialien oder Lösungen. Teilweise fühlen sich Eltern überfordert und allein gelassen“, beschrieb Forberg die Situation.
Der Vorsitzende des Arbeitskreises der Elternbeiräte im Kreis Calw, Mathias Fey, ergänzte: „Die unterschiedlichen Arbeitsweisen, manche digital, andere gar auf dem Postweg, sollten schnellstmöglich überwunden werden. Eine digitale Plattform, die von Schülerschaft und Lehrenden gemeinsam genutzt werden kann, ist mehr als wünschenswert – und zwar für alle Schulen.“
Saskia Esken, die als Digitalexpertin gilt, sieht das Lernen und Lehren mittels IT von zuhause aus als große Herausforderung: Zum einen fehle nicht wenigen der Schülerinnen und Schüler, die jetzt Aufgaben online bekommen und bearbeiten sollen, ein brauchbarer Internetanschluss. Zum anderen sei da die Frage der technischen Ausstattung. Nicht jede Familie könne sich etwa einen schnellen Laptop leisten. Hier gehe es auch um eine soziale Frage.
„Auch wenn jetzt vieles zum Vorschein kommt, was Schulen, Schulträger und Kultusministerien in den letzten Jahren hinsichtlich der Digitalisierung versäumt haben: Jetzt müssen wir den Zustand so hinnehmen, wie er ist, und das Beste darauf machen. Ich bin positiv gestimmt, dass aus dieser Situation heraus viele Impulse entstehen, die die Dinge zum Besseren entwickeln können“, so Esken. Sie erwarte nun zudem, dass die Mittel aus dem DigitalPakt Schule des Bundes weniger zögerlich von den Städten und Gemeinden abgerufen würden: „Die Kommunen sind jetzt in der Verantwortung, ihre Schulen zukunftsfest zu machen.“
Die Elternbeiratsvorsitzenden betonten die besondere Herausforderung für Eltern und Jugendliche, „zuhause aufeinander zu sitzen.“ Dass besonders Kinder und Jugendliche einen enormen Bewegungsdrang haben und auch das große Bedürfnis, Freunde zu treffen, das weiß auch Esken als Mutter von drei erwachsenen Kindern sehr gut: „Wir alle brauchen Bewegung und frische Luft, sonst kriegen wir einen Lagerkoller. Das ist ja auch nicht verboten, auch das Treffen mit dem einen besten Freund, der einen besten Freundin nicht, aber das Treffen in der Gruppe geht jetzt nicht. Deshalb kann ich Eltern nur darin bestärken, sich gemeinsam mit ihren Kindern zu überlegen, wie sie jetzt den Kontakt zu Freunden pflegen können. – Dabei kann man auch mal die verschiedenen Messenger und Plattformen anschauen und vergleichen – in Bezug auf deren Vertrauenswürdigkeit kann sich das durchaus lohnen. Auch Online-Spiele oder gemeinsame sportliche Trainings über Videotelefonie sind denkbar. Und natürlich kann man auch gemeinsam auf Plattformen oder mit Apps lernen.“
Noch sei nicht klar, wann wir unser Land in den „Normalmodus“ zurückbringen könnten, so die Bundestagsabgeordnete. Wichtigster Maßstab sei immer die Gesundheit der Menschen. Esken bestärkte in der Telefonkonferenz jedoch die Elternbeiratsvorsitzenden darin, schon heute in Schulkonferenzen, beim Landeselternbeirat und gegenüber dem Kultusministerium Überlegungen anzustellen, wie es dann an den Schulen weitergehe könnte. Die Elternbeiratsvorsitzenden formulierten konkrete Punkte, die sie angehen wollen:
„Jetzt während der Schulschließungen ist die Betreuung und das Lernen von schwächeren Schülerinnen und Schülern stark von den einzelnen Lehrkräften abhängig. Wir brauchen unbedingt einen Plan, wie wir diese Kinder und Jugendliche auffangen und fördern können, wenn der Schulbetrieb wieder anläuft“, so Jacqueline Forberg.
„Genauso wünsche ich mir, dass das Kultusministerium schon heute darüber nachdenkt, wie Lehrkräfte, die coronabedingt in Quarantäne bleiben müssen, vertreten werden können oder wie diese beispielsweise für unterstützende Lernangebote von zu Hause aus eingesetzt werden können“, fügte Mathias Fey an.
„Es ist uns in der Politik sehr bewusst, mit welchen Schwierigkeiten die Menschen in Deutschland aktuell zu kämpfen haben. Dazu gehören auch unsere Schulen, ihre Schülerinnen und Schüler und natürlich auch ihre Familien“, so Esken. Jeder und jede im System müsse jetzt bestmöglich Verantwortung übernehmen: das Kultusministerium, die Kommunen und Schulträger sowie die Bildungseinrichtungen selbst.
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