CALW/ALTHENGSTETT. Vertreter*innen des baden-Württembergischen Verbands von „Land schafft Verbindung Deutschland“ (LsV) trafen sich im Rahmen ihrer Sommertour mit der SPD-Bundestagsabgeordneten Saskia Esken zu einem Gespräch in Althengstett. Kernthema war die Zukunft der Landwirtschaft in der Region. Der LsV wurde durch Alexander Kern und Marc Berger vom Vorstand des LsV Baden-Württemberg sowie von Christina Schmid und Jörg Nonnenmann vom Schweichinger Hof Althengstett vertreten. Begleitet wurde die Abgeordnete von Lothar Kante, dem örtlichen Vorsitzenden der SPD-Gemeinderatsfraktion sowie von Tilman Schwarz, Gemeinderat der SPD aus Gechingen.
Im Vorfeld des Gesprächs hatte der LsV Deutschland Saskia Esken eingeladen, im Rahmen einer Kundgebung ein Positionspapier zum Bericht des Bundesumweltministeriums entgegenzunehmen. Da der Termin in eine Sitzungswoche des Bundestags fiel, konnte die Abgeordnete der Einladung nicht folgen. Mehrere Landwirte stellten daraufhin einen Kübel Mist vor deren Wahlkreisbüro in Calw. „Normalerweise beginnt man so keinen Dialog, so beendet man ihn höchstens. Mir ist das Gespräch aber wichtig, und so bin ich froh, dass es auf Vermittlung meines Kreistagskollegen Lothar Kante zustande kam“, so die Bundestagsabgeordnete zu Beginn des Treffens in Althengstett. Christina Schmid, die zusammen mit ihrem Bruder Jörg Nonnenmann den elterlichen Schweichinger Hof zukünftig führt, war erleichtert: „Wir wollen den Dialog und freuen uns, dass Frau Esken sich Zeit nimmt.“
Alexander Kern, Vorsitzender des LsV Baden-Württemberg, wurde dann auch gleich sehr konkret: „Die Landwirtinnen und Landwirte stehen vor großen Herausforderungen. Es wird für uns immer schwieriger, wir brauchen zukunftsfähige Konzepte und neue Betriebszweige wie Selbstvermarktung und Backhäuser vor Ort, um unsere Arbeit wirtschaftlich zu machen“. Zur Zukunft der Landwirtschaft in der Region könne auch die Bevölkerung ihren Teil beitragen kann, machte Esken deutlich: „Leider geht die Wertschätzung für qualitativ hochwertige Lebensmittel in Deutschland immer weiter zurück. Nur ein Teil der Bevölkerung ist bereit oder überhaupt in der Lage, für ein gutes, regionales Produkt einen entsprechenden Preis zu zahlen. Viele haben aber auch den Bezug zur Herkunft der Nahrungsmittel verloren.“ Lothar Kante, SPD-Kreisrat aus Althengstett, ergänzte: „Billige Fleischpreise sind nur zu halten durch extreme Massentierhaltung. Die Folge sind Düngemittel- und Tierwohlverordnungen, die auf die Massentierhaltung zielen, aber von allen geleistet werden müssen.“
Gemeinsam überlegten die Gesprächspartner*innen, wie das Bewusstsein der Bevölkerung für die Produkte der hiesigen Landwirtschaft gestärkt werden könnte. Marc Berger, stellvertretender Vorsitzender des LsV Baden-Württemberg und Landwirt aus Maisenbach- Zainen betonte: „Wir wollen doch hier nicht den Weltmarkt bedienen. Es sollten für die hier üblichen hohen Standards auch höhere Preise gelten. Auch wäre es sinnvoll, Importware klar zu kennzeichnen, die nicht unseren Standards entspricht.“ Generell brauche man in Deutschland auch mehr positive Berichterstattung über die Landwirtschaft in den Medien, fügte Christina Schmid hinzu. Saskia Esken sah vor allem Raum für Kooperationen von Schulen und Bildungseinrichtungen mit landwirtschaftlichen Betrieben.
Ein entspanntes Fazit zog Esken zum Abschluss:“ „So verschieden, wie es zunächst den Anschein gehabt hat, sind unsere Ansichten ja gar nicht, und auch die Ziele von Landwirtschaft und Naturschutz sind durchaus vereinbar. Wir haben viel Potenzial in regionalen Projekten gefunden, aber ich nehme die Botschaften der Landwirt*innen auch nach Berlin mit.“
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