Zu einem Austausch mit Schüler*innen der Reuchlin Realschule war die Bundestagsabgeordnete Saskia Esken auf Einladung der Schulleitung nach Bad Liebenzell gekommen – und war beeindruckt von den vielen sehr ernsten und sehr fundierten Fragen der jungen Leute.
Wie ist Esken zur Politik gekommen und warum hat sie sich für die SPD entschieden? Diese Frage begegnet der SPD-Parteivorsitzenden oft. Es sei für sie prägend gewesen, dass in ihrem Elternhaus viel über Politik geredet wurde. Sie sei auch schon früh aktiv gewesen und habe für den Frieden, gegen Atomkraft und gegen Rechts demonstriert. Doch vor allem aber habe sie angefangen, sich konkret einzumischen, nachdem es ihr mit anderen gemeinsam gelungen war, am damaligen Wohnort Renningen die Einrichtung eines Jugendhauses durchzusetzen. „Das hat mir gezeigt: Wow, ich kann etwas bewegen, wenn ich mich mit anderen verbünde. Das hat mir Lust auf mehr gemacht.“ Und auch zur Wahl der Partei kam die Antwort spontan und doch klar und deutlich: "Meine Eltern haben mir vorgelebt, dass man solidarisch ist mit Menschen, die in Not sind. Gleichzeitig stellen Sozialdemokrat*innen sich dann die Frage, ob darunter nur ein persönliches Schicksal liegt oder eine strukturelle Ungerechtigkeit. Denn dann tun wir uns zusammen, um das zu bekämpfen und die Welt ein bisschen gerechter zu machen. Solidarität, Gerechtigkeit, Freiheit: Diese Werte prägen mich bis heute und bilden das Fundament meiner Arbeit."
Ein Thema, das nicht nur die Schülerinnen und Schüler, sondern auch die anwesenden Lehrkräfte und Schulleiter Stefan Schreiber interessierte, waren die GDL-Streiks und was die Abgeordnete dazu denkt. Esken betonte die Legitimität von Streiks als Mittel zur Durchsetzung der Interessen von Arbeitnehmer*innen. Gleichzeitig äußerte sie Verständnis für den Ärger, den die Streiks auslösen können, wenn die Bahn nicht mehr fährt. Da Esken innerhalb Deutschlands nicht fliegt und stattdessen die Bahn nutzt, um zwischen ihrem Wahlkreis, Berlin und anderen Orten in Deutschland zu pendeln, ist auch sie davon betroffen.
Zu Frage der Legalisierung von Cannabis machte Esken deutlich, dass der Konsum eine Realität sei, der man sich stellen müsse. Gleichzeitig betonte sie die Bedeutung des Jugendschutzes, da Cannabis auf junge Gehirne äußerst schädlich wirkt. "Ich finde es
richtig, dass wir der Realität des Cannabis-Konsums von Erwachsenen Rechnung tragen
und diesen entkriminalisieren. Denn die Politik, den Cannabiskonsum durch ein Verbot
einzuschränken, ist offenkundig gescheitert. Wir legen aber ein starkes Augenmerk darauf,
Jugendliche angemessen aufzuklären und zu schützen", ergänzt sie.
Auch die gesellschaftliche Debatte über die AfD, ihre rechtsextremistischen Netzwerke und
die Gefahren, die von diesen ausgehen, bewegt die Schüler*innen sehr. Esken machte
deutlich, dass nach ihrer Ansicht die völkische Ideologie der Partei und ihre
menschenfeindlichen Ansichten eine Gefahr für Demokratie und Zusammenhalt in
Deutschland bedeuten. Es sei gut, dass jetzt überall Menschen und Institutionen ihre
Stimme für die Demokratie und gegen die Menschenfeindlichkeit erheben, die eine bisher
eher stille Mehrheit dargestellt hätten. „Dieses Land ist in Vielfalt stark! Es ist an uns, uns
gegen die Ausgrenzung von Minderheiten zu stellen und den Zusammenhalt zu stärken“
machte die Abgeordnete deutlich. Gleichzeitig müssten die demokratischen Parteien sich
mit den Scheinkonzepten der AfD ernsthaft auseinandersetzen und den Bürger*innen
deutlich machen, dass deren Programmatik keine Lösungen für die Herausforderungen
unserer Zeit böten.
Esken ermutigte die Schülerinnen und Schüler, aktiv zu werden, um ihre Zukunft
mitzugestalten: "Eine lebendige Demokratie braucht aktive Demokratinnen und
Demokraten. Deshalb: Bildet Euch eine Meinung engagiert Euch, erhebt Eure Stimme und
mischt Euch ein! Es ist Eure Zukunft, um die es hier geht. "
09.04.2024
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