Die Pflege braucht uns und wir brauchen die Pflege

Die SPD-Bundestagsabgeordnete Saskia Esken begleitet eine Pflegekraft der Diakonie Calw und kommt mit Pflegekräften und Pflegebedürftigen in den Austausch.

Foto: Büro Esken

Es sind lange und intensive Arbeitstage, die eine Pflegekraft wie Frau K. von der Diakonie Calw jeden Tag  bewältigen muss. Die Zahl der Pflegebedürftigen wächst immer weiter und die Zahl der Pflegekräfte hält bei weitem nicht mit. So müssen in immer kürzerer Zeit immer mehr Pflegebedürftige betreut werden. Frau K. und ihre Kolleg*innen arbeiten seit Jahren am Limit, was immer mehr Fachkräfte dazu treibt, die Branche zu verlassen – ein Alarmzeichen für den Fachkräftemangel! Für die, die weiter machen, bedeutet das noch mehr Arbeit. Überstunden und oftmals fehlende Pausen gehören da schon lange zum Alltag.

Saskia Esken, Parteivorsitzende der SPD und Calwer Bundestagsabgeordnete, begleitete eine Schicht von Frau K. in Calw. Die erste Patientin, die die zwei Frauen besuchen,  konnte im letzten Jahr noch laufen, über Nacht kamen die Schmerzen. Seitdem machen die Beine nicht mehr mit. So erzählt es die Frau und betont: „Ohne die ambulante Pflege der Diakoniestation müsste ich ins Altersheim. Raus aus meinem Zuhause, wenn überhaupt ein Platz frei ist.“ Esken hört ihr zu. Die Frau erzählt von früher und wie schwer es mittlerweile ist, zusammen mit ihrem Mann den Alltag zu bewältigen. Und sie sprechen über Politik. Esken weiß aus eigener familiärer Erfahrung, dass für alte Menschen der persönliche Kontakt sehr wichtig ist: „Der tägliche Besuch der Pflegekraft hilft auch gegen die Einsamkeit, die viele pflegebedürftige Menschen heimsucht. Besonders, wenn sie ihre Wohnung ohne fremde Hilfe nicht mehr verlassen können.“

 

Auf der Fahrt zum nächsten Patienten erzählt Pflegekraft Frau K. von ihrem Arbeitsalltag. Von ihrer „Work-Life-Balance“ brauche sie gar nicht erst anfangen, betont Frau K. Sie belaste auch sehr, dass sie sich immer weniger Zeit für die einzelnen Patienten nehmen könne. „Das enge Korsett der Zeiten, die wir von den Kassen in der Pflege vergütet bekommen, lassen keinen Spielraum. Aber der persönliche Austausch ist auch eine Art Pflege. Das jetzige System ist keinesfalls zukunftsfähig. Patienten und Pflegende bleiben auf der Strecke.“

„Jeder und jede von uns wird irgendwann Pflege brauchen. Wir dürfen es nicht hinnehmen, dass diejenigen, die uns pflegen sollen, so krass überlastet sind. Wie in vielen anderen Branchen auch brauchen wir dringend mehr Fachpersonal. Wir müssen die stärken, die da sind, mehr Menschen für den Pflegeberuf motivieren und auch die Zuwanderung von Fachkräften und solchen, die es werden wollen, deutlich erleichtern“, fasst Esken ihre Eindrücke des Vormittags zusammen. Der Pflegeberuf müsse attraktiver werden, die Personalschlüssel und Bezahlung weiter verbessert werden.

Am Nachmittag besucht Esken das Seniorenzentrum Martha-Maria in Calw. Sie kommt, um vorzulesen, um zuzuhören und um mit den Menschen ins Gespräch zu kommen. Das Angebot wird von den Heimbewohnern dankbar aufgenommen.

Im Anschluss spricht Esken mit der Heimleitung über die aktuelle Situation vor Ort. Auch hier ist der Fachkräftemangel spürbar. Um Menschen aus dem Ausland als Arbeitskräfte anstellen zu können, muss die Hürde der Bürokratie überwunden werden. Das erschwere die Einstellung von Fachkräften aus dem Ausland enorm. Innerhalb des Landkreises beziehungsweise deutschlandweit ist es noch schwerer an interessierte Fachkräfte zu kommen. Unter dem schlechten Image des Berufes, das herrühre von hoher Belastung, wenig Anerkennung und schlechterer Bezahlung im Vergleich zu anderen Berufen, leide man schon länger, erklärt die Heimleitung die geringen Bewerberzahlen für eine Ausbildung in diesem Beruf. Im Zusammenhang mit einer weiteren Belastung der Pflegetätigkeit kann Esken vorsichtig Hoffnung machen, die sich mittlerweile bestätigt hat: Die einrichtungsbezogene Impfpflicht fällt.

„Insgesamt muss die Pflege in ihrer Professionalität viel mehr Anerkennung erfahren. Die Pflege braucht uns und wir brauchen die Pflege!“, schließt Esken ihren Tag im Zeichen der Pflege ab.

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