Esken: „Die Volkshochschulen spielen bei der digitalen Teilhabe eine große Rolle“

SPD-Bundestagsabgeordnete Saskia Esken diskutierte in einem Online-Gespräch mit Vertreter*innen der Volkshochschulen aus ihrem Wahlkreis Calw/Freudenstadt zur aktuellen Lage während der Pandemie.

Bildnachweis: Screenshot Abir Chebli, Büro Saskia Esken

Calw/Freudenstadt. Auf Einladung von Saskia Esken, SPD-Bundestagsabgeordnete für den Wahlkreis Calw/Freudenstadt waren Vertreter*innen der Volkshochschulen von Calw, Freudenstadt und Nagold in einem Videochat zusammengetroffen. Mit von der Partie waren Marieke Henriques, Stellvertretende Leiterin der Volkshochschule Calw, Sascha Falk, Direktor der Kreisvolkshochschule Freudenstadt und Mario Gotterbarm, Leiter der Volkshochschule Oberes Nagoldtal. Ebenfalls mit in der Runde war Daniela Steinrode, von Beruf Lehrerin und zudem Co-Vorsitzende der SPD im Kreis Calw.

Zum Einstieg hob Esken die besondere Rolle der Volkshochschulen in Bezug auf die schnell voranschreitende Digitalisierung hervor: „Gerade für die digitale Teilhabe der Erwachsenen und vor allem der älteren Bevölkerung stehen wir vor einer enorm großen Aufgabe. Durch Corona betreiben wir politische Kommunikation und vieles andere überwiegend in Zoom- oder WebEx-Konferenzen. Das schließt nicht nur die Menschen ohne Netz aus, sondern auch diejenigen, die keine Erfahrung und keinen natürlichen Zugang zu diesen Formaten haben.“ Die Volkshochschulen entwickelten seit Jahren entsprechende Formate und Lehrangebote, die dieser Exklusion entgegenwirken sollen. Nun wachse der Bedarf an Kursen für digitale Teilhabe.

Henriques ging darauf ein und berichtete zunächst von der positiven Entwicklung und den Chancen, die sich auch aus der gegenwärtigen, pandemiebedingten Situation entwickelt hätten: „Die VHS Calw hat im Zuge der Krise einen enormen Digitalisierungsschub erfahren. 2019 hatten wir eine digitale Veranstaltungsreihe mit gerade mal zwei Teilnehmenden. 2020 waren es 70 digitale Veranstaltungen mit 649 Teilnehmenden und in diesem Jahr haben wir bis März schon 43 Veranstaltungen mit 434 Teilnehmenden organisieren können.“ Henriques fügte jedoch auch hinzu, dass die Umstellung auf digitale Formate eine riesige Herausforderung gewesen sei: „Wir hatten keine Expert*innen, die uns in diese Materie eingeführt haben. Wir mussten sehr schnell selbst zu Expert*innen werden.“

Auch Sascha Falk bestätigte einen hohen Anstieg von digitalen Veranstaltungen und Teilnehmerzahlen in den letzten zwei Jahren. Er hob vor allem die Schwierigkeiten im Digitalisierungsprozess hervor: „Der Erfolg einer Umstellung auf digitale Formate ist von sehr vielen Faktoren abhängig. Die technische Infrastruktur, die Ausstattung der Lehrkräfte und Teilnehmenden, eine stabile Internetverbindung und die immensen Unterschiede in den digitalen Kompetenzen – sie alle spielen eine große Rolle bei der Umsetzung der digitalen Lehrangebote. Es braucht Schulung und persönliche Begleitung. Das ist sehr ressourcenintensiv, nicht nur finanziell und technisch, sondern auch personell.“ Trotz der positiven Entwicklung im Bereich der Digitalisierung machte Falk deutlich: „Die digitalen Formate werden den Präsenzunterricht niemals vollkommen ersetzen können. Volkshochschule ist und bleibt ein sozialer Ort, denn das Lernen ist ein sozialer Prozess.“ Spannend seien deshalb besonders die hybriden Veranstaltungsformen, die digitale und Präsenzformate kombinieren.

Gotterbarm unterstrich die Ausführungen seiner Kolleg*innen und betonte die wichtige Rolle der Volkshochschulen auch im Bereich der Integration: „Wir Volkshochschulen leisten wichtige Integrationsarbeit für die gesamte Gesellschaft. Wir haben uns sehr darum bemüht, die Integrationskurse schnell auf digital umzustellen. Für die Teilnehmenden ist es enorm wichtig, kontinuierlich am Ball zu bleiben, um sich sprachlich zu verbessern, aber auch miteinander in Kontakt zu bleiben.“ Um die Teilnehmenden der Integrationskurse in vollem Umfang unterstützen zu können, sei neben der schwierigen Einführung in die digitalen Kurse auch eine intensive persönliche Betreuung nötig gewesen: „Ich sehe unsere Verantwortung als Volkshochschulen auch darin, die Menschen bei den Maßnahmen für die Integration auch auf dem Arbeitsmarkt mitzunehmen“, so Gotterbarm.

Die Vertreter*innen der Volkshochschulen äußerten zudem ihre Sorge wegen des enormen Einnahmerückgangs durch die Pandemie. Teilweise seien die Einnahmen im Schnitt um 47 % im Vergleich zum Vorjahr weggebrochen. Das wiege besonders schwer, weil die Volkshochschulen gleichzeitig enorme Investitionen in die technische Infrastruktur aufbringen müssten.

Esken äußerte Verständnis für die Lage und versprach, sowohl bei der Finanzsituation der Kommunen am Ball zu bleiben als auch bei der Förderung der Erwachsenenbildung.

Steinrode berichtete von den Veränderungen und ähnlichen Herausforderungen im Schulbetrieb. Auch sie habe an ihrer Schule einen schnellen Digitalisierungsprozess erfahren: „Wir mussten uns selbst fortbilden, um dann die Kolleginnen und Kollegen fortzubilden. Es gab keine angemessenen Fortbildungsangebote des Landes“. Die Volkshochschulen bezeichnete Steinrode als wichtigen Pfeiler in der Erwachsenenbildung und betonte zudem den Mehrwert digitaler Formate. Gerade die Flexibilität und ortsunabhängige Kurse seien eine Bereicherung. Auch für die Zukunft sehe sie im Prozess der Digitalisierung vor allem im Bildungsbereich große Chancen: „Der Zug ist da, wir sind aufgesprungen und werden da auch nicht wieder abspringen.“

Esken unterstützte Steinrodes Äußerungen und hob die Bedeutung der digitalen Konzepte und Formate für die Bildungsteilhabe für alle hervor: „Diese Veranstaltungsangebote eröffnen Menschen die Chance zur Teilnahme, die bislang aus den verschiedensten Gründen keine Bildungsangebote wahrnehmen konnten. Sei es wegen der familiären Situation, wegen der Schichtarbeit oder weil man nicht mobil ist. Das ist eine positive Entwicklung im Digitalisierungsprozess.“

Zum Abschluss wies Esken auf die vom Volkshochschulverband entwickelte App „Stadt | Land | DatenFluss“ hin, die Nutzer*innen die Bedeutung datengestützter Technologien näherbringen und sie dazu befähigen soll, souverän und verantwortungsvoll mit Daten umzugehen. Die Gesprächsteilnehmer*innen zeigten sich von der App begeistert und befürworteten die Nutzung vor allem in der digitalen Befähigung älterer Menschen.

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