Baiersbronn. Die SPD-Bundestagsabgeordnete Saskia Esken sprach bei ihrem Besuch am Richard-von-Weizsäcker-Gymnasium mit dem stellvertretenden Schulleiter Thorsten Heß über den Digitalen Wandel im Lehren und Lernen und den Verbleib der Milliarden aus dem Digitalpakt, einem Förderprogramm des Bundes, das bis heute auf sich warten lässt. Im Anschluss an das Gespräch stellte sich die Abgeordnete den Fragen der elften Klasse. Die Themen reichten dabei von Eskens Verhältnis zu Begriffen wie „Nationalstolz“ bis hin zum aktuellen Geschehen in Berlin.
„Wo bleiben die fünf Milliarden Euro des Bundes?“ Seit die damalige Bildungsministerin Johanna Wanka (CDU) in einer Sonntagszeitung einen "Digitalpakt" ankündigte, stellen sich Schulleiter und Bildungspolitiker in ganz Deutschland diese Frage. Thorsten Heß ist einer von ihnen. „Wanka hat ihr Vorhaben zwar im Boulevard angekündigt, aber nicht mit dem Finanzminister und auch nicht mit dem Koalitionspartner abgesprochen. Jetzt hat die Regierung das Thema auch im Haushalt verankert, und das Geld kann ab 2019 abgerufen werden“, konnte ihm Saskia Esken im Gespräch versichern. Die Digitalexpertin saß in der vergangenen Legislatur im Bildungsausschuss des Bundestags und weiß aus erster Hand, für wie viel Verunsicherung die Ankündigung der Ministerin im vergangenen Jahr gesorgt hat. Für die rechtssichere Zuwendung von Mitteln des Bundes an die Kommunen im Bildungsbereich sei jedoch eine Verfassungsänderung notwendig. „Wir wollen auch in Zukunft die Möglichkeit zur Unterstützung von Schulen von Bundesseite schaffen“, erklärte die Bundespolitikerin.
Heß kann vor Ort glücklicherweise auf eine „großzügige Gemeinde bauen“, wie er sagt. So wurden im vergangenen Jahr bereits 50000 Euro in Tablets investiert. Das Schwarze Brett im Flur ist mittlerweile einem leuchtenden Flatscreen gewichen. Eine eigene Schulentwicklungsgruppe kümmert sich hier um die digitalen Belange der Bildungseinrichtung. Die Vorsitzende des SPD-Kreisverbands, Viviana Weschenmoser, die Esken begleitete, sprach den Baiersbronnern eine „echte Vorreiterrolle“ zu. Gründe dafür liegen für Heß auch in seiner jungen Belegschaft. „Zwei Drittel meines Kollegiums sind unter 40“, betonte er.
„Frau Esken, fühlen Sie sich eher als Europäerin oder als Deutsche?“ – die nächsten kniffligen Fragen warteten auf Esken im Klassenzimmer. Die Abgeordnete überlegte nicht lange: „Ich fühle mich eher als Europäerin“, erklärte Esken, betonte jedoch, dass es gar nicht nötig sei, sich für eine Identität zu entscheiden. „Ich bin Europäerin und ich bin Deutsche, ich bin außerdem auch Calwerin“, fügte sie hinzu.
Die Schülerinnen und Schüler machten sich außerdem Gedanken über den Erhalt des ländlichen Raumes und fragten Esken, wie man sich als Bundes- und Kreispolitikerin für diesen einsetzen könne. Zum einen, erklärte Esken, gehe es darum, die sogenannte Daseinsvorsorge aufrechtzuerhalten: Ein guter ÖPNV, eine gute Gesundheits- und Nahversorgung dürften nicht zum Privileg von Menschen in Großstädten werden. Das hieße im Umkehrschluss aber auch, dass die finanzielle Ausstattung ländlicher Kommunen gestärkt werden müsse.
Eine Schülerin fragte die Kreis- und Bundestagsabgeordnete Esken nach Unterschieden der Kommunal- und Bundespolitik. Esken meinte, dass der Vorteil an Kommunalpolitik darin liegt, dass man oft direkt sehe, wie Veränderung stattfindet. In der Bundespolitik sei der Einfluss weniger direkt. Aber als Fraktion könne man sehr viel bewegen, betonte die Bundestagsabgeordnete.
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