„In Familien entsteht unsere Zukunft“

Die Bundestagsabgeordnete Saskia Esken traf sich in Schömberg mit Interessierten und Mitgliedern der SPD-Ortsvereine und diskutierte über die Situation der Familien in der Corona-Krise.

SCHÖMBERG. Auf ihrer Sommertour traf sich die Parteivorsitzende und Bundestagsabgeordnete der SPD, Saskia Esken, mit Interessierten und Mitgliedern der SPD-Ortsvereine Schömberg und Bad Liebenzell. Esken berichtete zunächst aus der Bundes- und Parteipolitik in Berlin. Danach diskutierten die Teilnehmer*innen zum Thema „Mental Load“ und dazu, von welchen physischen und psychischen Belastung Familiensysteme und vor allem Mütter in Zeiten von Corona besonders betroffen sind.

 

Es war den Gesichtern anzusehen: Die Schömberger Genoss*innen und ihre Gäste waren froh, sich endlich wieder „von Angesicht zu Angesicht“ treffen zu können. Einigkeit bestand darin, dass die unterschiedlichen digitalen Formate, die in den vergangenen Wochen und Monaten zur Zusammenkunft und zum Austausch genutzt wurden, zwar sehr hilfreich sind, aber auch beträchtliche Nachteile mit sich bringen. Esken wies darauf hin, dass diese Kommunikationsformate auch Menschen mit Mobilitätseinschränkungen oder kleinen Kindern die Teilhabe ermöglichen. „Wir sollten dazu beitragen, dass unsere Veranstaltungen auch in auf verschiedene Art und Weise zugänglich sind. Die digitalen Kommunikationsmöglichkeiten werden Teil unserer neuen Normalität werden“, so Esken.

 

Die Vorsitzende des SPD-Ortsvereins Schömberg, Marlene Rupprecht, war bis 2013 ebenfalls SPD-Bundestagsabgeordnete, war Kinderbeauftragte der Fraktion und zudem lange Jahre Kuratoriumsvorsitzende des Müttergenesungswerkes. Sie hatte die Idee, Esken nicht nur zur Arbeit in Berlin zu hören, sondern mit ihr auch zum Thema Mental Load zu sprechen. Die Bundesvorsitzende der SPD räumte ein: „Den Begriff musste ich erst mal googeln.“ Doch schnell sei ihr klar geworden, dass sie als Mutter von drei Kindern mit vielfältig familiärem, sozialem und bürgerschaftlichem Engagement sehr genau weiß, wovon die Rede ist. „Mental Load bezeichnet eben nicht nur die Doppelbelastung von Haushalt, Kindern und Berufstätigkeit, die besonders die Frauen betrifft. Darüber hinaus geht es um die Überlast der Verantwortung, die Mütter für das Gesamtsystem Familie tragen. Mütter haben alle Termine im Kopf, müssen allen gleichermaßen gerecht werden und niemanden vernachlässigen. Sie spüren die Verantwortung für die seelische Gesundheit der Oma ebenso wie für den Bildungserfolg der Kinder.“ All das habe sich durch Corona nochmals verstärkt. In der Gesprächsrunde gab es Rückmeldungen über sehr verständnisvolle Arbeitgeber, aber auch darüber, dass Home Office sich für viele jetzt nicht als Entlastung dargestellt habe, sondern lediglich als Verlagerung der Berufsarbeit unter extrem erschwerten Bedingungen. Auch würden Eltern bei der teilweisen Übernahme der Bildung ihrer Kinder zu Hause und beim Versuch, Kinderbetreuung und Home Office unter einem Hut zu bringen, schnell an Grenzen stoßen. „Das war eine Ausnahmesituation. Niemand soll glauben, dass so die Unterstützung von Bildung und Arbeit mit digitalen Mitteln aussehen soll“, sagte Esken, und diskutierte mit Anwesenden darüber, wie die Rahmenbedingungen für die Zukunft aussehen müssten.

 

Einige Anwesenden berichteten in diesem Zusammenhang aber auch von positiven Erfahrungen: Man habe bei allen Problemen, die mehr oder weniger gut gelöst würden, auch Entschleunigung, Respekt und Wertschätzung erfahren. Esken teilte diese Einschätzung und sagte, dass diese Erfahrungen helfen würden, zukünftige Probleme mit großem Vertrauen, Sachverstand und Einsatz für die Menschen anzugehen.

 

Dass Frauen wieder in alte Rollenmuster fallen bzw. die alten Muster nun wieder sichtbar würden, wurde ebenfalls rege diskutiert. Dahinter steckten oft genug knallharte wirtschaftliche Gründe. „Mit der Geburt von Kindern sind Frauen meist diejenigen, die beruflich zurückstecken, weil ihr Verdienst geringer ist als der des Partners. Der Wiedereinstieg in den Beruf gelingt neben der Familie dann häufig nur in Teilzeit oder Geringfügigkeit. Altersarmut ist bei diesen Frauen vorprogrammiert“, machte Rupprecht deutlich. Esken pflichtete dem bei und betonte, dass Kitas und Schulen verlässliche und ganztägige Angebote guter Bildung und Betreuung haben müssten, damit die Frauen nicht ewig in der Teilzeitfalle stecken. Damit die Sorgearbeit in der Familie partnerschaftlich zwischen den Geschlechtern aufgeteilt werden kann, brauche es eine bessere Entlohnung in den typischen Frauenberufen. Dazu komme das Modell der Familienarbeitszeit, das Manuela Schwesig in ihrer Zeit als Bundesfamilienministerin entwickelt habe und das eine partnerschaftliche Teilzeit unterstütze. „Für uns als Sozialdemokrat*innen sind Familien eine der wichtigsten Säulen unserer Gesellschaft. In den Familien entsteht unsere Zukunft! Den Mental Load der Mütter nehmen wir sehr ernst, sie tragen eine Überlast, von der wir sie entlasten wollen“, so die SPD-Parteivorsitzende.

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