Karl Lauterbach stellt sich Fragen der Bürger*innen

Mehr als 50 Gäste bei Online-Diskussion mit SPD-Bundestagsabgeordneten Karl Lauterbach und Saskia Esken zur aktuellen Lage und möglichen Entwicklungen und Strategien zur Pandemiebekämpfung.

Bildnachweise: Anne Hufnagl (Rechte vorbehalten) und Martin Kraft (CC BY-SA 4.0)

CALW/FREUDENSTADT. Nunmehr seit einem Jahr wird der Alltag in Deutschland stark von der Corona-Pandemie und Maßnahmen zu ihrer Eindämmung beeinflusst. Für eine Einordnung der aktuellen Lage und der möglichen Entwicklungen und Strategien zur Pandemiebekämpfung muss man die Rolle der Virus-Mutationen für das Infektionsgeschehen verstehen und wie das alles mit Impfen, Testen und möglichen Öffnungen zusammenhängt. Auf Einladung der SPD-Bundestagsabgeordneten und Parteivorsitzenden Saskia Esken war der Epidemiologe Karl Lauterbach, Eskens Abgeordnetenkollege, im Rahmen eines Videochats zu Besuch in der Region und stellte sich den Fragen der Bevölkerung zum aktuellen Infektionsgeschehen. Mehr als 50 Gäste folgten der Veranstaltung online und beteiligten sich rege an der spannenden und lehrreichen Debatte.

Zum Einstieg informierten die SPD-Kreisvorsitzende in Freudenstadt, Viviana Weschenmoser, sowie SPD-Mitglied Philipp Göhner zur aktuellen Corona-Situation in den Landkreisen Freudenstadt und Calw. „Seit dieser Woche kann der Einzelhandel endlich wieder öffnen. Darauf setzen wir im Kreis große Hoffnungen. Auch bei Impfungen geht es voran: Die Impfzentren sind voll ausgebucht und die Menschen wünschen sich dringend mehr Impfstoffe“, so Weschenmoser, die sich auch im Ehrenamt einbringt und für ihre älteren impfberechtigten Nachbar*innen die Impfterminhotline solange anruft, bis diese einen Impftermin erhalten. Philipp Göhner fügte hinzu: „Wir haben schon über 700 Impfungen im Landkreis. Wir sind hier bestens organisiert. Außerdem bietet der Kreis den Bürger*innen die Möglichkeit sich kostenfrei in Calw oder Nagold testen zu lassen. Auch einige Kommunen bieten ihren Bürger*innen schon freiwillige Tests an.“ Beide drückten ihre Sorge vor einer dritten Welle und gleichzeitig ihre Hoffnung dafür aus, dass die aktuellen Lockerungen das Infektionsgeschehen nicht erneut ansteigen lassen.

Karl Lauterbach betonte ebenfalls die Fortschritte beim Impfen: „Die beste Entscheidung bei der letzten Ministerpräsidenten-Konferenz war für mich die Verlängerung der Impfintervalle. Damit können in der nächsten Zeit mehr Menschen ihre erste Impfung erhalten als ursprünglich geplant. Das ist vor allem auch in Hinblick auf die Virus-Mutationen wichtig: Je mehr Menschen geimpft sind, desto weniger können sich Mutationen ausbreiten!“ Lauterbach, der es parallel zu seiner Tätigkeit in der Politik nie versäumt hat, wissenschaftlich auf dem neuesten Stand zu bleiben, erläuterte seine Einschätzungen zu einer möglichen Dritten Welle: „Die dritte Welle wird kommen, denn die deutlich ansteckendere und länger ansteckende Virus-Variante B117 wird die ursprüngliche Variante in Deutschland vollständig verdrängen. Dabei fallen der Anstieg der Infektionszahlen und eine höhere Sterblichkeit zeitlich auseinander: Wenn jetzt die Fälle steigen, dann sehen wir erst in fünf Wochen, dass wieder mehr Menschen schwer erkranken und sterben. Deshalb unterschätzen wir als Gesellschaft häufig die Wirkung ansteigender Infektionszahlen.“ Er fügte hinzu: „Mir ist es immer wichtig, pragmatische Vorschläge zu machen, wie wir nun auf diese Situation reagieren könnten. Die jetzt in Aussicht gestellten vorsichtigen Lockerungen sind vertretbar, aber es ist leider auch absehbar, dass die jetzt verfügbaren Impfungen nicht ausreichen werden, die dritte Welle zu verhindern. Deshalb müssen die in den Stufenplänen für Öffnungen ebenfalls vereinbarten Notbremsen spätestens ab einer 7-Tage-Inzidenz von 100 Fällen pro 100.000 Einwohner greifen. Außerdem brauchen wir endlich flächendeckende Teststrategien um die Ansteckungsketten gezogen werden, um der dritten Welle etwas entgegensetzen!“

Lauterbachs Forderung nach einer breiten Teststrategie schloss sich Esken ebenfalls an. In Bezug auf die nun mehr und mehr verfügbaren Antigen-Schnelltests sagte sie: „Jetzt kommt es darauf an, dass alle Verantwortung übernehmen, dass Unternehmen und Institutionen, und ihre Beschäftigten und Teilnehmer, Besucher, Gäste testen. Kommunen müssen zur Not auch selbst tätig werden. ‚Einfach machen‘ lautet für mich hier die Devise. Aber wir müssen schauen, dass wir eine gute Verteilung hinbekommen. Testen darf weder dem Zufall noch dem Markt überlassen werden. Es darf nicht sein, dass die Bürger*innen sich früh am Morgen im Supermarkt in die Schlange stellen müssen, um einen Test zu ergattern – und die Kommunen gehen leer aus.“ Zum Abschluss der Veranstaltung betonte Esken erneut: „Wenn wir die Pandemie gemeinsam überwinden wollen, dann ist der Dreiklang aus Impfen, Testen und den bekannten Regeln zum Infektionsschutz unerlässlich, und in all dem kommt es auch weiterhin auf Solidarität und Zusammenhalt an. Deshalb ist es auch mir sehr wichtig, dass wir als Gesellschaft so wie heute Abend im Gespräch bleiben und die wissenschaftlichen Erkenntnisse gemeinsam diskutieren.“

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