„Wie sind die Politiker vom Charakter her? – Normal?“

Schülerinnen und Schüler aus der Gemeinschaftsschule Neubulach (links) und der Realschule Loßburg (rechts) (Bilder: Kira Sagner)

In diesem Frühjahr und Sommer werden rund 350 Schülerinnen und Schüler aus den Kreisen Calw, Freudenstadt und Böblingen auf Einladung der SPD-Bundestagsabgeordneten Saskia Esken das politische Leben in Berlin kennen gelernt haben. In persönlichen Gesprächen mit der Abgeordneten und deren Mitarbeitern stellen die Jugendlichen kunterbunte Fragen. Ein „Best of Schülerfragen“.

BERLIN/ CALW/ FREUDENSTADT.

„Was haben Sie gemacht, bevor Sie in den Bundestag gekommen sind?“

Nach meinem Abitur wusste ich erst mal nicht so richtig, was ich machen will. Ich habe einige Semester Germanistik und Politikwissenschaft studiert, dann in verschiedenen Jobs gearbeitet, ich war zum Beispiel Produktionshelferin, Paketbotin und habe in Kneipen als Kellnerin gearbeitet. Schließlich habe ich eine Ausbildung zur staatlich geprüften Informatikerin gemacht und war einige Jahre in der Software-Entwicklung tätig, bevor meine Kinder geboren wurden. Während ichmeine  Kinder erzogen und betreut habe, habe ich mich immer auch ehrenamtlich engagiert, im Landeselternbeirat und in der SPD. Durch diese Tätigkeit hat sich mein Weg in den Bundestag entwickelt.

 

„Wo gefällt es Ihnen besser – in Berlin oder in Bad Liebenzell?“

Ich freue mich jedes Mal wieder, wenn ich nach voll bepackten Sitzungswochen in Berlin zurück nach Bad Liebenzell komme. Zum einen liegt es natürlich daran, dass da meine Familie, mein Hund und unser gemeinsames Zuhause sind. Zum anderen genieße ich dort vor allem die wunderschöne Natur und die nötige Ruhe, die ich dort zum Abschalten finde. Berlin ist aber auch super, unsere Hauptstadt und die fast die Hälfte des Jahres mein Arbeitsplatz. Ich wünsche mir Zeit, um noch mehr in dieser interessanten und spannenden Stadt kennen zu lernen.

 

„Was für ein Auto fahren Sie? Was ist Ihre Lieblingsautomarke?“

Meine Autos habe ich bisher immer nach praktischen Gesichtspunkten ausgesucht: Da ich drei Kinder habe, war es mir wichtig, dass sie im Auto hinten gleich viel Platz hatten. Also haben mein Mann und ich ein Auto ausgesucht, bei dem auch das Kind, das den Platz in der Mitte abbekommt, bequem sitzt. Sonst ist doch einer immer der Gelackmeierte. Mein jetziges Auto ist ein französischer Kleinwagen, der mit Elektromotor fährt. Die hohe Umweltfreundlichkeit und die Innovation standen beim Kauf im Vordergrund.

 

„Kennen Sie Angela Merkel privat?“

Ich bin Angela Merkel sicher schon näher gekommen als die meisten Menschen in Deutschland. Doch privat kenne ich sie nicht. Mit anderen SPD-Bundestagsabgeordneten zusammen habe ich sie schon getroffen. Doch in meinem Berliner Arbeitsalltag begegne ich ihr im Grunde nur selten.

 

„Wie sind die Politiker vom Charakter her? Normal?“

Die Frage ist, was „normal“ bedeutet. Jeder von uns hat seine Eigenheiten. Einer ist gleich morgens nach dem Aufstehen gut gelaunt, ein anderer ist ein Morgenmuffel. Menschen können hilfsbereit, nett, großzügig und so vieles mehr sein, andere sind arrogant oder sehen immer zuerst das Negative. Politiker unterscheiden sich da nicht von anderen Leuten. Ich würde mich selbst aber als „normal“ bezeichnen, aber auch als aufgeschlossen, freundlich, unternehmungslustig, , …

 

 „Sie haben doch sicher Bodyguards, oder?“

Weder in Berlin noch im Wahlkreis habe ich Bodyguards. Und ganz ehrlich, die brauche ich auch nicht. Ich bin nun seit einem dreiviertel Jahr Bundestagsabgeordnete, aber in der Öffentlichkeit erkennt mich in Berlin zumindest kaum jemand. Im Wahlkreis kommt es zwar häufiger vor, dass ich auf der Straße angesprochen werde, doch die Leute sind meist freundlich und möchten sich nur mit mir unterhalten.

 

„Was denken Sie über die NSA-Affäre und die Spionage durch die USA?“

Da ich Mitglied im Bundestagsausschuss Digitale Agenda bin, befasse ich mich natürlich sehr intensiv mit Fragen zu Sicherheit im Internet und sicheren Datenaustausch. Der Bundestag hat einen NSA-Untersuchungsausschuss eingerichtet, der Aufklärung betreiben soll. Ich finde es dabei wichtig, dass wir das Vertrauen zwischen Deutschland und den USA wiederherstellen, und da müssen die Amerikaner ihren Beitrag leisten. Stellt euch vor, ihr seid euch nicht sicher, ob eure Freundin/ euer Freund euch immer die Wahrheit sagt. Dann kommt ihr vielleicht auf die Idee und schaut ihre/ seine WhatsApp-Nachrichten durch und werdet dabei von ihr/ ihm erwischt. Dann kommt es darauf an, wie wichtig euch die Freundschaft ist. Redet ihr darüber und versucht es hinzubekommen, dass ihr euch wieder vertraut? Oder setzt euch der Freund/ die Freundin direkt vor die Tür? Zwar im Größeren, aber ähnlich verhält es sich bei den aktuellen Spionagevorwürfen und bei unseren Beziehungen zu den USA.

 

„Können Sie ein Flugzeug durch einen Seiteneingang betreten?“

Nein, ich stelle mich genauso wie alle anderen Passagiere in einer Schlange ein, beim Check-In und der Gepäckaufgabe muss ich auch warten. Und auch bei der Personenkontrolle werde ich abgetastet, wenn es piepst, und muss alle Flüssigkeiten abgeben, die noch in meinem Handgepäck sind. Mit einem Dienstflugzeug fliegen die Bundeskanzlerin und die Bundesminister, aber natürlich auch nie alleine, sondern mit vielen Leuten, die sie begleiten.

 

„Was wollen Sie noch erreichen? Bundeskanzlerin?“

Ich bin froh, dass ich mich als Bundestagsabgeordnete nun einigermaßen in diese neue Rolle eingefunden und eingelebt habe. Bis zur nächsten Wahl in drei Jahren möchte ich meine Arbeit für den Wahlkreis und in den Bundestagsausschüssen für Bildung und Digitale Agenda gut machen. Ich bin nicht besonders „karriereversessen“ und will ständig mehr erreichen. Ich bin eher ein bodenständiger Mensch, aber ich übernehme auch gerne Verantwortung und vertrete meine Standpunkte. Und wenn ich für die Menschen in unserem Wahlkreis und für die SPD  gute Arbeit mache, dann habe ich nach meinem Verständnis „viel erreicht“.

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