Kolumne Neckar Chronik: Keine starke Zukunft ohne starke Kinder

In Deutschland sind 20 Prozent unserer Kinder und 25 Prozent der jungen Erwachsenen von Armut bedroht. Das geht aus einer aktuellen Studie der Bertelsmann Stiftung hervor. Als Mutter dreier Kinder erschreckt und beschämt mich das Ergebnis dieser Untersuchung gleichermaßen. Wir leben in einer reichen Gesellschaft, doch nicht alle Kinder in Deutschland können unbeschwert aufwachsen.

Armut - das bedeutet insbesondere für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene Mangel, Verzicht und Scham. Dazu kommt die hohe soziale Ungleichheit bei den Bildungschancen, die doch so bedeutend sind für ein selbstbestimmtes und erfülltes Leben.

Weniger als ein Drittel der Kinder, deren Familien mit sozialen Nachteilen zu kämpfen haben, erreichen die Allgemeine Hochschulreife. Bei Kindern und Jugendlichen aus besser gestellten Elternhäusern sind es rund 80 Prozent. Die Schere der sozialen Ungerechtigkeit ist bei den Bildungschancen also riesig groß. Seit Jahren zeigen uns Studien diese alarmierende Situation in unserem Schulsystem auf. So können 25% der Grundschüler nicht genügend gut zuhören, sich artikulieren, lesen, schreiben und rechnen, um eine weiterführende Schule mit Erfolg abzuschließen und ein selbstbestimmtes Leben zu führen. Man muss es so deutlich sagen: Eine Gesellschaft, die nicht genug in ihre Kinder investiert, verspielt ihre Zukunft.

Wenn wir die Bildungsgerechtigkeit nachhaltig stärken wollen, müssen wir uns darauf einlassen, Ungleiches auch ungleich zu fördern. Nicht alle Schulen haben mit den gleichen Herausforderungen zu kämpfen. Mit dem Startchancenprogramm will die Bundesregierung die 4.000 Schulen mit besonders benachteiligter Schülerschaft besser ausstatten, damit ihnen der Ausgleich von Nachteilen besser gelingt. Denn alle Kinder haben gleiche Chancen verdient - unabhängig von Wohnort und Elternhaus.

Doch es ist ja offensichtlich, dass für dieses und weitere bildungspolitische Ziele die größte Herausforderung in der Überwindung des Mangels an Lehrkräften und weiterem pädagogischem Personal liegt. Auch für die frühkindliche Bildung und Betreuung, die ja den Grundstein für gleiche Bildungschancen legen soll, fehlen genügend gut ausgebildete Erzieherinnen und Erzieher. Bund und Länder müssen ihre Kräfte bündeln, damit unsere Kinder nicht verloren gehen und es muss schnell gehen. Die Zahl der Ausbildungs- und Studienplätze muss wesentlich erhöht, die Arbeitsbedingungen der pädagogischen Kräfte müssen verbessert und die Unterrichtsmethoden modernisiert werden, damit mehr junge Menschen sich für diese wertvollen und wichtigen Berufe entscheiden.

Als Bundestagsabgeordnete für Calw und Freudenstadt, ist es mir ein großes Anliegen im ständigen Austausch mit den Schulen, Elternvertreter*innen und auch Schüler*innen selbst zu stehen. Die wertvollen Gespräche und Meinungen nehme ich mit in das politische Berlin.

Hier liegt es an uns, die idealen Rahmenbedingungen zu schaffen, die Kinder zum Aufwachsen brauchen.

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