Am 30.7.2020 wurde der Kolumnen-Beitrag "Wem gehört die Zukunft?" von Saskia Esken in der Neckar-Chronik Horb veröffentlicht:
„Die Zukunft ist schon da – sie ist nur noch nicht gerecht verteilt“, sagt der Science-Fiction-Autor William Gibson. Klar ist aber: Sie gehört der Jugend. Und da wäre es doch logisch, die Jugend an der gerechten Verteilung und damit an der Gestaltung dieser Zukunft zu beteiligen. Die aktuelle Sinus-Studie ernüchtert: „Die Jugend fühlt sich zu wenig gehört und nicht ernst genommen.“ Und wie vieles ist auch dieser Mangel in Zeiten von Corona besonders deutlich hervorgetreten, wie unter einem Brennglas. Gerade die Welt der jungen Menschen stand mit dem Lockdown auf dem Kopf. Schulunterricht fand – wenn überhaupt – zuhause statt, wichtige Prüfungen hingen in der Luft. Am Ausbildungsplatz gab es ein massiv eingeschränktes Programm, und Freunde treffen war über Wochen nicht möglich. Jugendkulturelle Einrichtungen waren und sind teilweise noch geschlossen. Zu den finanziellen Sorgen der Eltern kommen massive Zukunftssorgen: Was wird aus meinem Schulabschluss, was aus meiner Ausbildung, meinem Studium? Jugendliche waren und sind von vielen pandemiebezogenen Entscheidungen besonders betroffen, doch daran beteiligt sind sie nicht. Ich kann verstehen, dass viele Jugendliche frustriert sind.
Ich habe es selbst erlebt: Wer in jungen Jahren mit Beteiligung und Engagement etwas bewirken kann, die Welt ein bisschen besser machen kann, den lässt dieses Erleben nicht mehr los. Damit junge Menschen in Beteiligungsprozesse hineinwachsen und alle Jugendlichen gleichermaßen daran teilhaben können, brauchen sie Freiräume und Unterstützung durch auskömmlich bezahlte Sozialpädagog*innen – und dazu Felder, um sich auszuprobieren. Dazu gehören demokratische Beteiligungsformen an Schulen wie Klassenrat und Schülermitverwaltung oder auch Debattierclubs. Außerhalb von Schulen muss es Selbstverwaltungsangebote in Jugendclubs geben und beteiligende Vereinsangebote an Jugendliche – demokratisches Mitgestalten ist die Devise.
Auch in der Kommunalpolitik darf die Jugendbeteiligung nicht nur als gesetzlich verordnete Pflicht, sondern als Kür der Bürgerbeteiligung verstanden werden, damit Jugendliche – und wir mit ihnen – bald wieder positiv in eine selbstgestaltete Zukunft schauen können.
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