Am 26.11.2015 wurde der Beitrag "Bedrohte Gemeinschaft" von Saskia Esken in der wöchentlichen Politiker-Kolumne der Südwestpresse - Neckar-Chronik Horb veröffentlicht.
Der Terror der Organisation, die sich "Islamischer Staat" (IS) nennt und damit den Islam beschmutzt, dieser Terror, vor dem Millionen Menschen in Syrien, in Mali, in Beirut fliehen, er ist zu uns nach Europa gekommen. Die niederträchtigen Terrorakte des 13. November in Paris, die Anschlagspläne in Hannover, die Beibehaltung der höchsten Terrorwarnstufe in Brüssel - sie lassen uns entsetzt und verunsichert zurück. Fröhliche und friedliche Veranstaltungen wie Fußballspiele oder Weihnachtsmärkte bekommen einen Beigeschmack der Angst. Wir wollen gerne darauf vertrauen, dass die Kooperation der Sicherheitsbehörden über nationale Grenzen hinweg funktioniert, und sind uns doch im Klaren, dass es absolute Sicherheit nicht geben kann.
Dieser Terror will die Angst in unser Leben tragen, will unsere freiheitliche und offene Gesellschaft bis ins Mark verunsichern. Die Angriffe der IS-Terroristen sind gegen uns alle gerichtet. Gegen Christen und Muslime, gegen Juden und gegen Konfessionslose, gegen Menschen, die ihr Leben selbst bestimmen und gestalten, gegen Gleichberechtigung und (Mit-)Menschlichkeit. Diese Terroristen sind keine Muslime. Es sind verblendete, unmenschliche und kulturverachtende Terroristen, die sich hinter einer Religion verstecken und diese zur Rechtfertigung ihrer Terrorakte missbrauchen.
Der islamistische Terrorismus ist eine Bedrohung für die Staatengemeinschaft als Ganzes. Und deshalb hat unser Außenminister Frank-Walter Steinmeier als oberstes Ziel ganz richtig dazu aufgerufen, dass wir uns in diesen Zeiten nicht spalten lassen dürfen – nicht international und nicht in Deutschland. Wir müssen einen gemeinsamen Weg finden, um den Bürgerkrieg in Syrien zu beenden. Primär müssen wir auf Diplomatie setzen, doch auch den militärischen Druck zu erhöhen, verstärkt die internationalen politischen Anstrengungen.
Immer wieder müssen wir uns und anderen in diesen Tagen klar machen: Die Abertausenden, die sich aus Syrien und dem Nahen Osten auf der Flucht nach Europa befinden, fliehen vor derselben Gefahr und demselben Terror, der uns jetzt in Europa mit voller Wucht getroffen hat. Wir dürfen nicht zulassen, dass Flüchtlinge als potenzielle Terroristen gesehen werden. Die Solidarität mit den Flüchtlingen darf nicht in Frage gestellt werden. Denn uns alle vereint der Wunsch nach Frieden und Freiheit als Grundlage für ein menschenwürdiges Leben.
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