Kolumne Neckar-Chronik: Frauen in der Politik: Zeit für einen fairen Blick

Der Internationale Frauentag ist vorbei, doch die Debatte über echte Gleichberechtigung darf nicht abreißen. Besonders in der Politik zeigt sich, dass Frauen nach wie vor anders beurteilt werden als Männer. Obwohl sie längst fester Bestandteil politischer Führungsriegen sind, folgt die Kritik an ihnen oft altbekannten Mustern – geprägt von Geschlechterstereotypen, die überwunden sein sollten.

Ein Mann, der seine Position mit Nachdruck vertritt, gilt als durchsetzungsstark. Eine Frau, die dasselbe tut, hingegen als „verbissen“ oder „gierig“. Ihre Kompetenz wird häufiger infrage gestellt, ihr Erscheinungsbild kritischer bewertet. Diese Ungleichbehandlung zieht sich durch alle gesellschaftlichen Bereiche – von Politik und Wirtschaft über die Medien bis hin zur Wissenschaft. Frauen müssen mehr leisten, um dasselbe Ansehen zu erlangen.

Dabei haben sie in den vergangenen Jahrzehnten bedeutende Fortschritte erkämpft: das Wahlrecht, den Zugang zu Bildung und politischer Teilhabe, den Gleichberechtigungsartikel in unserer Verfassung inklusive des Auftrags an den Staat, die tatsächliche Durchsetzung der Gleichberechtigung zu fördern und auf die Beseitigung von Nachteilen hinzuwirken. Die Errungenschaften der Frauen kommen nicht von allein und sie sind ohne den steten Einsatz dafür auch nicht von Dauer. Sie müssen immer wieder aufs Neue erkämpft und verteidigt werden.

Wir Frauen stellen die Hälfte der Bevölkerung und wir fordern die Hälfte der Macht ein! Das gilt für die Parlamente ebenso wie für die Spitzenpositionen - in der Politik, in Wirtschaft, der Gesellschaft und den Medien.

Es ist deshalb inakzeptabel, wenn Frauen durch unfaire Kritik und frauenfeindlichen Hass aus politischen Räumen gedrängt werden und verstummen – nicht an der Spitze und nicht in der Fläche. Politik darf kein exklusiver Männerclub sein. Sie muss die gesamte Gesellschaft mit all ihren Perspektiven und Erfahrungen widerspiegeln.

Demokratie lebt von gleichen Chancen. Sie braucht verschiedene Stimmen und unterschiedliche Erfahrungen – unabhängig vom Geschlecht. Die Geschichte zeigt: Frauenrechte wurden nie einfach gewährt, sie wurden erkämpft. Und sie müssen verteidigt werden. Gleichbehandlung in der Politik – und überall sonst – ist keine Nettigkeit. Sie ist eine Grundvoraussetzung für eine funktionierende Gesellschaft. Denn am Ende geht es nicht darum, Frauen in der Politik zu bevorzugen – sondern endlich damit aufzuhören, sie zu benachteiligen.

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