Kolumne Neckar-Chronik: Kinder brauchen Zukunft

Am 28.11.2019 wurde der Kolumnen-Beitrag "Kinder brauchen Zukunft" von Saskia Esken in der Neckar-Chronik Horb veröffentlicht:

Ich bin Mutter von drei erwachsenen Kindern. Ich habe es als meine Aufgabe angesehen, sie zu selbständigen und starken Menschen zu erziehen und sie auf ihrem Weg zu unterstützen. Bei allen Schritten habe ich sie, so früh es ging, mit einbezogen. Ich konnte ihnen so die Zuversicht mitgeben, dass sie ihr Leben selbstbestimmt in die Hand nehmen können. Das ist leider nicht selbstverständlich.

An einer Grundgesetzänderung zu Gunsten von Kinderrechten arbeitet derzeit eine Expertengruppe von Bund und Ländern. Ein Vorschlag soll Ende des Jahres präsentiert werden. Es geht darum, Kindern und Jugendlichen eigenständige Rechte einzuräumen, sie zu fördern, zu beteiligen und zu schützen. Ich stehe voll und ganz dahinter, Kinderrechte in einer maßgeblich von Erwachsenen geprägten Welt an prominenter Stelle festzuschreiben.

Für genügend Kinderspielplätze und Jugendclubs, für Kitas und Schulen müssen wir Überzeugungsarbeit leisten - und kommunale Finanzen stärken, damit dauerhaft und planbar das Geld vor Ort zum Einsatz kommen kann. Kinder und Jugendliche haben ein Recht auf Beteiligung und darauf, von Erwachsenen gehört und als eigenständige Person mit eigenen Rechten ernstgenommen zu werden – in Parlamenten, in Gerichten und Verwaltungen.

Wir leben in einer reichen Gesellschaft, doch sie ist voller Armut, das beschämt mich. Kinder zu fördern bedeutet auch, sie vor Armut zu schützen bzw. daraus zu befreien. Die SPD hat in dieser Woche ein Konzept zur Bekämpfung von Kinderarmut vorgelegt, und CDU/CSU werden erklären müssen, warum sie das ablehnen. Wir wollen das System von Kindergeld und Freibeträgen reformieren und durch eine einkommensabhängige Kindergrundsicherung ersetzen. Dazu muss aber auch eine Sicherung gegen Erwerbsarmut der Eltern kommen, also ein Mindestlohn von mindestens 12 Euro, allgemeinverbindliche Tarifverträge und die Möglichkeit, die Arbeitszeit zu reduzieren, ohne für immer in der Teilzeitfalle zu stecken.

Einen weiteren Schwerpunkt legen wir auf Bildung und Teilhabe: beitragsfreie Kitas ab einem Jahr, Ganztagesbetreuung in Grundschulen und freie Fahrt mit Bus und Bahn im Nahverkehr für Kinder und Jugendliche.

Kinder sind unsere Zukunft. Kinder brauchen Zukunft. Und Kinderarmut ist eine Schande. Deshalb sollten wir für Förderung, Beteiligung und Schutz für jedes Kind einstehen. Jeden Tag.

Zurück

Kommentare

Kommentar von Roland Blum |

Kinderarmut ist in Deutschland bekannterweise parteiübergreifend politisch gewollt, mit grösster Verbissenheit wird an der rechtswidrigen Besteuerung des Existenzminimums von Kindern (Geburtenkontrolle) festgehalten, die Umsetzung mehrerer anhängiger Bundesverfassungsgerichtsurteile wird im gebeugten Rechtsstaat erfolgreich/folgenlos ausgesessen. Fehlanzeige Antidiskriminierung für Kinder und Familien. Steuergerechtigkeit wäre: Gesamtes Familieneinkommen - (Existenzminimum x Anzahl der Kinder)=Steuerbares Einkommen. Welche Schande, dass rund 1/3 aller Kinder in Berlin in Harz IV Verhältnissen lebt und durch den Zwang zum Sozialbetteln gedemütigt wird! Bertelsmann hat der SPD den geplant prekären Niedriglohnsektor verkauft und darf weiter "rankend" ausserparlamentarisch Politik gestalten. Das postmoderne Dauerlohndumping wurde erfolgreich installiert - Schade!.....

Einen Kommentar schreiben

Was ist die Summe aus 9 und 1?