Kolumne Neckar-Chronik: Nach der Wahl ist vor dem Spiel

Für die Parteien der Bundesregierung hat die Europawahl ein bitteres Ergebnis erbracht. Jetzt ist es wichtig, die Botschaft der Wähler*innen zu hören und nicht einfach so weiterzumachen wie bisher. Die Analyse zeigt uns Sozialdemokraten deutlich, dass es uns besser gelingen muss, die Alltagssorgen der Menschen anzuerkennen, sie zum Gegenstand unserer Politik zu machen und dabei keinem Thema aus dem Weg zu gehen.

Was sich nicht verändern wird: Wir machen Politik für die Menschen, die mit ihrer Arbeit den Laden am Laufen halten. Dabei haben bezahlte Erwerbsarbeit, unbezahlte Care-Arbeit ebenso wie das Ehrenamt unseren Respekt verdient und müssen sich darauf verlassen können, dass wir sie mit besten Rahmenbedingungen unterstützen. Sie brauchen gute Löhne, eine verlässliche soziale Infrastruktur wie Kita, Schule, Pflege und eine aktive Zivilgesellschaft, die den Zusammenhalt stärkt. Und dazu einen Sozialstaat, der für die Menschen bereitsteht, die ihn brauchen und sich gegen die wehrt, die ihn missbrauchen.

Ernste Zukunftssorgen spielen in ganz Europa eine große Rolle. Die Menschen leiden durch die vielen Krisen und sie spüren den Druck nach Veränderung, die die Klimakrise oder der Arbeitskräftemangel in einer alternden Gesellschaft erfordern. Während traditionelle Parteien diese komplexen Herausforderungen mit ebenso komplexen Konzepten beantworten, bieten populistische Parteien darauf scheinbar einfache Antworten. Sie machen die Parteiendemokratie und ihre Arbeit an Kompromissen für alles verantwortlich und bieten anstelle von Lösungen Sündenböcke und Realitätsflucht.

Demokratie ist anstrengend, ja, aber sie ist – für mich - ohne Alternative. Es ist wichtig, über Klimakrise, demografischen Wandel, Migration oder Ungleichheit kontrovers zu diskutieren. Denn nur so kommen wir zu Lösungen, die von vielen getragen werden. Die Abgeordneten des Europäischen Parlaments stehen vor der Aufgabe, Brücken zu bauen und gemeinsame Lösungen zu finden. Gerade jetzt, wo die Welt vom Krieg gegen die Ukraine und globalen wirtschaftlichen Unsicherheiten geprägt ist, ist ein starkes und geeintes Europa wichtiger denn je.

Die Fußball-EM24 kann uns als Symbol dieser Einheit dienen. Wenn Europas Mannschaften gegeneinander antreten, fiebern Millionen von Fans in den Stadien und vor den Bildschirmen mit. Jedes Spiel, jeder Torjubel und jede Siegesfeier kann so zum Zeichen eines vereinten Europa werden. Während die verantwortlichen politischen Kräfte Europas daran arbeiten, die Herausforderungen der Gegenwart zu meistern, können die Menschen durch den Sport die europäische Idee von Frieden und Zusammenhalt erleben.

Europa ist so viel mehr als nur ein politisches Konstrukt. Es ist eine Gemeinschaft von Nationen und Menschen, die gemeinsam eine bessere Zukunft gestalten können. Die Ergebnisse der EU-Wahl mögen die politischen Weichen stellen, doch es sind die Menschen, die durch ihre Taten und ihren Zusammenhalt die wahre europäische Einheit leben.

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