Meine erste Auslandsdienstreise hat mich vom 7. bis 11. Juni ins US-amerikanische Silicon Valley geführt. Der Bundesverband Deutsche Startups e.V. hat nach 2013 zum zweiten Mal die German Valley Week durchgeführt. Gemeinsam mit 50 Startup-Unternehmern, Bundestagsabgeordneten und Vertretern aus dem Mittelstand verbrachte ich vollgepackte, informative und spannende Tage im erfolgreichsten Technologie-Hotspot der Welt. Zum einen war diese Woche zum Kennenlernen amerikanischer Unternehmen wie Google, Facebook und Mozilla gedacht. Zum anderen aber ging es auch um die Vernetzung mit den Verbandsmitgliedern und deutschen Startup-Unternehmern.
Die SPD-Bundestagsfraktion war mit drei Abgeordneten – neben mir meine KollegInnen Christina Kampmann und Christian Flisek – und Brigitte Zypries (SPD), der Parlamentarischen Staatssekretärin beim Bundesminister für Wirtschaft und Energie, gut vertreten. Die CDU/CSU wurde durch Christina Schwarzer, MdB, vertreten. Die Vernetzung über Parteigrenzen hinaus hat gut getan, auch beispielsweise mit Alexander Hahn, dem ehemaligen Vorsitzenden der Jungen Liberalen.
Die Reise hat mir als Mitglied des Bundestagsausschusses Digitale Agenda die Möglichkeit gegeben, das Phänomen Silicon Valley zu verstehen: Die Treffen mit den Technologieunternehmen und Wagniskapitalinvestoren haben einen tieferen Einblick in die amerikanische (Unternehmer-)Mentalität geboten. So habe ich gelernt, dass die Bürokratie in den USA wohl einen Tick schneller arbeitet als bei uns. Ob diese wirtschaftsfreundliche Verwaltung dann immer bis ins letzte Detail durchdacht ist, sei dahin gestellt. Dass die US-Amerikaner im Vergleich zu Deutschland anders mit Risiko umgehen, ist unbestreitbar. Auf so genanntes venture capital, zu Deutsch Risikokapital, können junge Unternehmer einfacher und schneller zugreifen. Bei derartigen Finanzierungen wird das Risiko hingenommen, dass ein Projekt erst „unterwegs“ konkretere Formen annimmt. In Deutschland begegnen uns dagegen eine andere Haltung und somit andere Voraussetzungen. Bei Jüngeren zwischen 20 und 35 Jahren stehen zwar Unabhängigkeit, flexible Arbeitszeiten und die Vereinbarkeit von Beruf und Familie, die eine Selbständigkeit bietet, hoch im Kurs. Doch auch im Vergleich zu anderen europäischen Staaten ist laut statista.com das Interesse, ein Unternehmen zu gründen, in Deutschland um 10 Prozent niedriger. In Deutschland ist für 79 Prozent die Angst vor dem Scheitern das größte Hindernis auf dem Weg in die Selbständigkeit. Dabei bietet Deutschland jungen Unternehmern im Falle eines Scheiterns ein soziales Netz, das sie auffängt. Das Fehlen einer eben solchen Sicherung in den USA wurde uns ins persönlichen Gesprächen verständlicherweise als das größte Problem für Selbständige genannt.
Die qualitativ hochwertige Ausbildung junger Menschen in Deutschland wird in den USA als großes Plus der deutschen Wirtschaft wahrgenommen. Im Technologiebereich sind darum deutsche Fachkräfte im Silicon Valley gerne gesehen und auch begehrt. Sicheres Auftreten und für eine Sache mit Überzeugung einstehen, was das Phänomen Silicon Valley ebenso ausmacht, lernt man in den USA bereits in jungen Jahren. Im Kindergarten und der Grundschule werden die Kinder schon früh an das Präsentieren von Hobbys, der Familie oder kurzen Sachverhalten herangeführt. Was sich daraus sicherlich ableitet, ist das weit verbreitete und intensiv genutzte storytelling der US-Amerikaner: Erzähl Deine Geschichte und begeistere die Menschen mit Deinen Erfahrungen und Deinem Weg! – Zahlen und Fakten sind zunächst zweitrangig; das Inspirieren und Anleiten von anderen steht hier im Vordergrund. Diese Begeisterungsfähigkeit, auch in abgeschwächter Form, habe ich gerne mit zurück nach Deutschland genommen.
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